Samstag, 17. März 2012
Aktuelles...60....
Meinem Carinoso geht es immer schlechter, er war wieder mal im KH. Und wurde lediglich stabilisiert. Es wurde nicht mal abgewartet, bis sein Krankenbett nach Hause geliefert wurde. Obwohl sie wussten, er benötigt dringend ein Krankenbett, da er fast aufrecht schlafen muss, um besser Luft zu bekommen. Erschreckender ist, das kein Mediziner im KH. Darauf eingegangen ist, was zu tun, wegen dem Wasser in seinem rechten Arm. Die Ursache ist klar, da wächst in der rechten Axillar die Krebs Metastase, weil er derzeit aus gesundheitlichen Gründen nicht am Krebs behandelt werden kann. Doch gegen Wasser im Arm kann man Lymphtrainage geben und den Arm etwas mit Druck verbinden, damit das Wasser sich nicht noch mehr im Arm verbreitet, damit er seinen Arm weiter benutzen kann. Mit dem das er gestern wieder nach Hause gebracht wurde, beginnt er wieder damit, dass er sich in seiner Wohnung per Rollstuhl bewegen muss, damit er nicht nur auf Hilfe angewiesen ist, wenn er sich in seiner Wohnung bewegen möchte. Für mich bedeutet ein KH. Aufenthalt von Carinoso sehr viel Stress, da ich von morgens bis spät Nachmittag bei ihm bin, damit er nicht verzweifelt. Wenn ich dann nach Hause komme, lege ich mich erst einmal hin und schlafe eine gute Stunde, ehe ich mir was zu essen machen kann. Mit 60 erlebe ich zum ersten Mal wie ein Menschlicher Körper zerfällt. Carinoso war ein stattlich gut aussehender Mann, der sehr eitel und eingebildet war, wegen seiner Figur und seines Aussehen. Als Kapitän beruflich viel unterwegs war und die Welt gesehen hatte. Sein Traum war, wenn er in Rente geht, mit einem eigenen Schiff dann unterwegs sein zu können. Ein Seemann muss das tun, an Land ist nichts für ihn. Doch bevor er Rentner wurde, kam der Krebs. Den ersten Krebs besiegte er soweit, dass er gesundheitlich nichts mehr tun konnte. Doch die Begleiterscheinungen die da geblieben sind, die haben ihm dann doch zu schaffen gemacht. Er kam nie wieder auf das Körpergewicht, wie zu seiner gesunden Zeit. Diabetes ist auch eine bleibende Nebenwirkung seines 1. Krebs. Und durch die Krebs OP wurde ihm sehr viel im Körper operativ verändert, was sich auch immer wieder bemerkbar machte. 9 Jahre hatte er jedoch Ruhe und dann kam der Krebs an einer anderen Stelle wieder. Daher sage ich immer, einmal Krebs immer Krebs. Auch wenn er medizinisch nicht mehr lokalisiert wird, er schwirrt immer im Körper rum. Mal kommt er schneller wieder, mal lässt er sich Zeit wieder zu kommen, doch er kommt wieder, einmal da gewesen und er kommt wieder. Krebs geht auch immer nur von unten nach Oben, nie von Oben nach unten. Krebs hat ja jeder Mensch in sich, nur nicht bei allen Menschen wird er bedrohlich lebendig. Mich macht es traurig zu zu sehen müssen, das ein Mensch den man ins Herz geschlossen hat, langsam aber sicher in sich zerfällt. Für meinen Carinoso wünsche ich mir, dass sein Abschied von diesem Leben nicht so lange dauert, damit sein Leiden nicht zu schlimm wird. Sprechen tut er nicht mit mir darüber, ob er ahnt, dass seine Lebenszeit sehr begrenzt ist, ehe im Gegenteil, er spricht davon, dass er als Kopfmensch es schaffen will, wieder auf die Beine zu kommen. Für mich geben es 3 Arten von Menschen, der Kopfmensch, der Bauchmensch und der Herzmensch. Carinoso ist der Kopfmensch und daher ist es für ihn schlimmer mit zu erleben wie sehr sein Körper abbaut. Mittlerweile wünscht er sich, wie ich schon länger, das er kein Kopfmensch wäre, dann bekäme er seinen Zerfall nicht so mit, dann würde er nicht wo kämpfen, wo es nichts zu kämpfen gibt. Klar, ich unterstütze seinen Kampf, mache ihm Mut, wenn er verzweifelt ist, das alles im gewissen Lebensjahr halt was länger braucht um wieder zu funktionieren. Ich weine heimlich, wenn er es nicht mitbekommt, weil er meine Stärke benötigt und soweit es machbar ist, lasse ich ihm seine Selbständigkeit. Bedeutet für mich mehr Stress, weil wir ja jeder unsere eigene Wohnung haben. Doch es bedeutet ihm Würde behalten, das er immer noch alleine in seiner eigenen Wohnung wohnen, leben darf. Wann immer er mich braucht, bin ich in seiner Wohnung, wenn er alleine zurecht kommt, verziehe ich mich, so kann ich wieder auftanken und mich mit Freunden treffen kann. Es wird das erste Mal in meinem Leben sein, das ich einen Mensch in den Tod begleite, ihn dann auch beerdigen muss. Klar gab es in meinem Familien – Freundes – Kreis schon Verstorbene, doch bisher habe ich mich immer davor gedrückt es mit zu machen. Bei Carinoso komme ich nicht drum rum es tun zu müssen. Doch einen Mensch dazu bringen, du jetzt musst du mal deine Dinge regeln, deine Finanzen klar machen, dein Testament schreiben, deine Beerdigung bezahlen, weil er ja ins Meer will, das ist nicht so einfach. Es würde ihn wohl doch zu sehr daran erinnern, dass er begrenzte Lebenszeit hat. Doch geklärt werden muss, wenn nicht, bleibt mir nach seinem Tod nichts anderes übrig, wie mich sofort zurück zu ziehen, wir sind nicht verheiratet. Dies habe ich ihm schon klar zu verstehen gegeben, denn er hat 3 Kinder, die zwar sehr selten nach ihm fragen, geschwiege denn ihn besuchen, doch bekannt ist, wenn der Tod da ist, dann wollen sie mit allem was es zu erben gibt, seine Kinder sein. Auf keinen Fall, sagte ich ihm, würde ich mich mit seiner Baggasch rumkloppen, das wäre mir zu primitiv. Mit denen habe ich jetzt nichts zu tun, mit denen will ich auch weiterhin nichts zu tun haben. Es bedarf sehr viel Gefühl ihn dahin zu bringen, seine persönlichen Dinge zu regeln. Er will ja noch leben, er will noch nichts davon wissen, das seine Zeit schneller abgelaufen ist wie er es sich wünscht. Immer öfter wünsche ich mir, dass ich mich davon zurück ziehen könnte. Doch ich gehöre zu den Herzmenschen und wenn ich Verantwortung übernommen habe, kann ich mich sehr schlecht daraus weg nehmen. Wenn ich mich bei Carinoso wegnehme, weiß ich es haut ihn richtig um und das würde – könnte ich mir nie verzeihen. Doch was ist wenn er gestorben ist? Die Frage drängt sich immer häufiger bei mir auf. Ich versuche es weniger schlimm zu haben in dem ich begonnen habe, mich langsam zu verabschieden. Zumindest was meine Herzangelegenheit betrifft, damit nicht zu viel Herz da ist, wenn ich ihn, den Kapitän auf seine letzte große Seereise schicken muss. Ich hoffe das klappt, und hilft.
Fortsetzung folgt…………………..

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