Sonntag, 16. September 2012
Unterwegs …60…..
Und wieder habe ich etwas entdeckt, was mir mit 60 Jahren erst aufgefallen ist. 60 Jahre Heimatlos. Doch ja, ich fühle mich wirklich seit 60 Jahre Heimatlos. Wenn ich tief in mir schaue, oder horche, stelle ich fest, dass ich eine Heimatlose bin. Nein, nicht Obdachlos, ich habe eine Türe die ich hinter mir zu machen kann um auch mal ganz alleine sein zu können. Ich habe auch eine Geburtsstadt, wo ich geboren wurde, diese Stadt jedoch auch nie als meine Heimat angesehen habe oder anerkannt habe. Wenn ich darüber nach denke, 60 Jahre Heimatlos fühlen, dann macht es mich sehr traurig. Gleichzeitig frage ich mich, woher kommt es das ich mich mein ganzes Leben lang, Heimatlos fühle? Für mich bedeutet Heimat nicht, dass ich mich situationsbedingt in einer Stadt – einem Ort – einer Großstadt wohl gefühlt habe. Egal wo ich gelebt habe, gewohnt habe, gearbeitet habe, meine Kinder bekommen habe, es war niemals das Gefühl da. Zu Hause angekommen zu sein, die Heimat gefunden zu haben. Klar, ich bin von Geburt aus Deutsche, doch sagen kann ich nicht, dass Deutschland meine Heimat ist, meine gefühlte Heimat. Ich fühle mich, ständig unterwegs, auf der Suche. Auf der Suche nach dem Ort – der Stadt – der Großstadt – dem Land, wo ich sagen könnte, ich hab es gefunden, meine Heimat. Gemangelt hat es nicht daran, dass ich zu wenig umgezogen bin, das bin ich meiner Meinung nach mehr wie genug. Jetzt wohne ich auch einige KM weit von meinem Geburtsbundesland NRW weg. Hab was ich wollte, die Küste so zu sagen um die Ecke. Doch sagen kann ich auch da nicht, ich habe meine gefühlte Heimat gefunden. Das Gefühl immer noch unterwegs zu sein habe ich nach wie vor. Eigentlich müsste ich viel mehr ins Ausland reisen um zu erfahren, ob ich da wo meine gefühlte Heimat finden kann. Ob da das Gefühl weggeht, immer unterwegs zu sein? Bekommt man dieses Gefühl, immer unterwegs zu sein, auf der Suche nach Heimat, wenn man so gezeugt wurde, geboren wurde wie ich? Gezeugt, der Erzeuger weg, die Erzeugerin schon im Mutterleim mir signalisiert, dass sie mich nicht wollten, liegen gelassen im KH, rein ins Waisenhaus, Versorgung nach der Uhr, immer alleine und doch nicht alleine. Da ich mich ab dem 3. Lebensjahr zurück erinnern kann, hatte ich da schon das Gefühl ich bin alleine – Heimatlos. Immer auf der Suche nach der Heimat. Bekommt man dieses Gefühl so intensive, wenn man nicht nach der Geburt nach Hause kommen kann, dass dadurch das Gefühl entsteht, hier ist meine Heimat? Sagen kann ich es nicht, denn ich bin nie nach Hause gekommen, hatte nie das Gefühl, hier oder da ist meine Heimat. Eine Wohnung hatte ich immer, habe ich auch jetzt, aber nie da wo ich eine Wohnung hatte, fühlte ich, da ist auch meine Heimat. Ein einziges Mal habe ich mich so was wie mich geborgen gefühlt. Das war bei der Familie meines von mir getrennt lebenden Ehemannes in der Türkei. Weit entfernt von dem was man in Deutschland als normaler Lebensstandart nennt. Doch ich fühlte mich wohl, fühlte mich geborgen, da war die Familie die mir das Gefühl gab, sie sind für mich da. Mein Wunsch war es, da leben zu wollen, mit allem was da nicht Standard war wie in Deutschland. Doch ich bekam nie die Change raus zu finden, ob ich da Heimatgefühle entwickeln konnte! Es war immer zu kurz die Zeit die ich da war, auch wenn ich öfters für kurze Zeit da war. Und jetzt, die Change wird es nicht mehr geben, das raus zu finden. Es macht einen unruhig, immer auf der Autobahn zu sein und nie wo wirklich ankommen. Und mit 60 Jahren wünscht man sich wohl noch mehr, endlich an zu kommen.

Fortsetzung folgt

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